Ausgangslage

Der Klimawandel hinterlässt auch im Luzerner Wald Spuren: Mit dem Projekt «Offensive Holz» hat der Kanton Luzern untersucht, wie der Rohstoff Holz nachhaltig und optimal genutzt werden kann. Die Wald- und die Holzwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag, damit die Klima- und Energieziele erreicht und die Kreislaufwirtschaft schrittweise gestärkt werden können.

Damit der Wald unsere vielseitigen Ansprüche erfüllen kann, muss er gepflegt werden. Dafür ist eine gut funktionierende Wald- und Holzwirtschaft essentiell. Diese steht aber vor grossen Herausforderungen, denn die Pflege des Waldes finanziert sich weitgehend aus dem Holzverkauf. Nachdem die Preise für Holz 2020 einen historischen Tiefpunkt erreicht hatten, entspannte sich die Situation auf dem Rohstoffmarkt, sie bleibt jedoch fragil. Des Weiteren hinterlässt der Klimawandel im Wald seine Spuren: Vermehrte Stürme und trockenere Sommer führen zu mehr Waldschäden und gewisse Baumarten werden durch andere verdrängt. Zudem ist mit der drohenden Energiemangellage die Nachfrage nach Energieholz stark gestiegen, was wiederum Auswirkungen hat auf die Nutzung von Bau- und Industrieholz. Im Idealfall wird jedoch Holz erst nach (mehrfachem) Einsatz in Holzprodukten und Holzbauten als Energiequelle verwendet (Kaskadennutzung).

Um die verschiedenen Wald- und Holzthemen zu koordinieren, hat der Kanton Luzern das Projekt «Offensive Holz» auf den Weg gebracht. Grundlage dafür bildete das Postulat 299 von Ludwig Peyer über die Stärkung der«Holzkette Luzern» mittels eines umfassenden Strategie- und Massnahmenplans. Der Kantonsrat hatte den Vorstoss auf Antrag der Regierung erheblich erklärt. Hiermit liegen die Ergebnisse des Projekts vor.

Rahmenbdingungen

  • Wirtschaftliche Rahmenbdingungen

    Die Wald- und Holzwirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftszweig im Kanton Luzern. Rund 5 Prozent der Arbeitsplätze und gut 6 Prozent der Bruttowertschöpfung im Kanton sind diesen Branchen zuzuordnen (Hanisch et al. 2016). Auf Grund der Bedeutung der Wald- und Holzwirtschaft für den Kanton Luzern arbeiten die Branche und der Kanton im Bereich Holzförderung seit vielen Jahren eng zusammen. Der Kanton Luzern hat massgeblich zur Gründung der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz LHZ (www.lignum-zentral.ch) im Jahr 2018 beigetragen.

    Viele Jahre sanken die Preise für Rundholz und Schnittwaren oder schwankten auf tiefem Niveau. Investitionen waren sowohl für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, für Forstunternehmen als auch für Sägewerke schwierig. Durch grosse Mengen Schadholz auf Grund von Stürmen und Trockenheit erreichten die Preise 2020 einen historischen Tiefpunkt. Die Zwangsnutzungen aus dem Wald konnten vielfach nur mit grosser Verzögerung und zu Tiefstpreisen verkauft werden. Der Projektauftrag zur «Offensive Holz» entstand noch unter dem Eindruck dieser Ausgangslage. Seither hat sich die Situation auf dem Rohstoffmarkt entspannt, bleibt aber angesichts der internationalen Abhängigkeiten fragil. Ausgelöst durch ein wachsendes Umweltbewusstsein, neue innovativen Lösungen insbesondere im Bereich Brandschutz und damit einhergehende zusätzliche Regulatorien auf internationaler Ebene, die globale Pandemie und später den Krieg in der Ukraine stieg die Nachfrage nach Holzprodukten massiv an. Die Auftragsbücher der holzverarbeitenden Betriebe sind momentan voll.

    Viele Sägereien bekunden Mühe, eine ausreichende Versorgung mit Holz aus der Schweiz und aus dem Ausland sicherzustellen. Die Produktionskapazitäten reichen nicht aus, um die erwartete Nachfrage in den nächsten Jahren zu decken. Die Wald- und Holzbranche steht vor der grössten Chance der letzten Jahrzehnte, aber auch vor grossen Herausforderungen, die es gemeinsam und branchenübergreifend zu bewältigen gilt. Die Investitionsbedingungen haben sich für Forstunternehmen und holzverarbeitende Betriebe verbessert. Der politische Wille sowie politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen im Kanton Luzern werden entscheidend Seite 7 von 33 dafür sein, wie sich die Wald- und Holzbranche im Kanton Luzern im nationalen und internationalen Umfeld entwickeln kann.

  • Bedeutung für den Klimaschutz

    Die vermehrte Nachfrage nach und der erhöhte Einsatz von (Schweizer) Holz ermöglicht auf verschiedene Weise die Treibhausgasemissionen in der Schweiz zu reduzieren. Entsprechend spielt Holz auch für die Erreichung der Klimaziele des Kantons Luzern und des Bundes eine wichtige Rolle. Die Waldschäden durch Stürme und die Trockenheitsperioden der letzten Jahre schwächen jedoch die positiven Effekte für Klimaschutz und Wirtschaft.

    Im Planungsbericht Klima- und Energiepolitik werden Massnahmen definiert, um den Beitrag des Waldes an den Klimaschutz zu erhöhen und zu optimieren. Diese Massnahmen haben einen engen Zusammenhang mit dem vorliegenden Massnahmenplan. Entsprechend ist die Umsetzung aufeinander abzustimmen. Damit die Schutz-, Nutz- und Wohlfahrtsfunktionen des Waldes auch unter veränderten Klimabedingungen gesichert bleiben, ist eine Anpassung der Wälder vielerorts unabdingbar. Das rasche Tempo des Klimawandels überfordert die natürliche Anpassungsfähigkeit des Waldes. Dies führt zu Folgekosten zur Sicherung der Waldleistungen für die Gesellschaft. Die Pflege und Bewirtschaftung des Waldes, lokal kombiniert mit einem gezielten Nutzungsverzicht, sind dabei von grosser Bedeutung.

    Zur langfristigen Sicherung der Waldpflege fördert der Kanton «Regionale Organisationen» (RO) und bestehende Korporationen, die mit ihren Forstfachpersonen im Auftrag des Kantons die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer beraten. Auch im Bereich der Klimaanpassung sieht der Planungsbericht Klima- und Energiepolitik Massnahmen für den Wald vor. Ein wichtiges Ziel ist dabei, die Waldwirtschaft so zu stärken, dass sie den Wald in das sich verändernde Klima überführen kann. Auch hier ergeben sich Synergien mit dem vorliegenden Massnahmenplan.

  • Planungen, Projekte, Förderprogramme

    Der Planungsbericht Klima- und Energiepolitik und die Holzförderung in Zusammenarbeit mit der LHZ decken bereits viele Bereiche der Holzförderung ab. Parallel dazu laufen weitere Projekte mit Bezug zu Wald und Holz:

    • Der WEP bezeichnet die behördenverbindlichen Rahmenbedingungen für die Waldentwicklung und Koordination der verschiedenen Interessen rund um den Wald.

    • Im Rahmen der Gesamtrevision des Kantonalen Richtplans werden wichtige Rahmenbedingungen für die Luzerner Holzbranche gesetzt. Die Empfehlungen aus der «Offensive Holz» sollen dafür einbezogen werden.

    • Das Förderprogramm Energie des Kantons Luzern für das Jahr 2022 wurde im Rahmen eines breiten Mitwirkungsprozesses im Jahr 2021 überprüft. Dabei wurde auch der potentielle Beitrag von Holz als nachhaltiger und erneuerbarer Energieträger berücksichtigt. Das Förderprogramm wird sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Dabei sollen die Erkenntnisse der «Offensive Holz» sowie die veränderten Rahmenbedingungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten einfliessen. Abgestützt auf den Planungsbericht Klima und Energiepolitik, Massnahme KS-G4 ist Holz als treibhausgasarmes Baumaterial verstärkt zu fördern.

    • Im Rahmen der Programmvereinbarungen im Umweltbereich mit dem Bund stehen Fördermittel für die Schutzwaldpflege, die Waldbiodiversität, die Walderschliessung, die Jungwaldpflege (inkl. Pflanzung) sowie für Planungsgrundlagen und für die Förderung effizienter Bewirtschaftungsstrukturen zur Verfügung.
  • Trends und aktuelle Herausforderungen
    Wichtige weitere aktuelle Themen rund um den Wald betreffen die zunehmende Waldbrandgefahr, die zunehmende Erholungsnutzung (z.B. Biken, wilde Feuerstellen), die Inwertsetzung von Nicht-Holz-Waldleistungen (z.B. CO2-Speicherung) zur Finanzierung gesellschaftsrelevanter Leistungen, die Sicherheit von Infrastrukturanlagen, Massnahmen aus dem Aktionsplan Biodiversität sowie die Sicherstellung der natürlichen Waldverjüngung durch angepasste Schalenwildbestände. Mit dem digitalen Wandel können auch Chancen im Bereich Informationsfluss, Koordination und Management genutzt werden. 

Michiel Fehr
Fachbereichsleiter Waldnutzung
Tel: 041 349 74 79
E-Mail

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