Klimaresiliente Anbausysteme im Ackerbau

Auf zwei Betrieben werden zwei Ansätze vorgestellt, wie man klassische Ackerkulturen und Ackerspezialitäten unter erschwerten Bedingungen (lange, trockene Phasen/lange Nässeperioden) gleichwohl erfolgreich anbauen kann. Das Keyline System und die Dammkulturen.

Impressionen vom Anlass


Keyline-Projekt
Markus Schwegler setzt auf seinem Bio-Landwirtschaftsbetrieb dem Katzhof in Richenthal innovative Maßnahmen zur nachhaltigen Wassernutzung und Bodenerhaltung um. Im Rahmen seines nahezu abgeschlossenen Keyline-Projekts, das durch verschiedene Stiftungen finanziert wurde, gestaltet er die Landschaft gezielt nach den Prinzipien der Topographie-orientierten Wasserführung.

Ein zentrales Element sind 6 Meter breite Pufferstreifen, die zwar Kulturland beanspruchen, jedoch wichtige ökologische Funktionen erfüllen. Durch eine unterirdische Veränderung des Wasserverlaufs wird Regen- und abfließendes Wasser gezielt aufgefangen und möglichst lange auf dem Gelände gehalten. Dabei können 300 m³ in einer Fassung und jeweils 600 m³ in den Gräben gespeichert werden. Überschüssiges Wasser wird bei Bedarf mit einer Pumpe abgeführt.

Das Projekt dient der Verhinderung von Bodenerosion, fördert den Aufbau eines Agroforst-Systems und trägt zur Schaffung neuer Lebensräume und Ökosysteme bei – ein ganzheitlicher Ansatz für eine resiliente und zukunftsfähige Landwirtschaft.

 

Nachhaltiger Ackerbau mit Dammkulturen
Bernt Erni von Biofarm präsentierte einem interessierten Publikum das Anbausystem der Dammkulturen. Das System basiert auf dem Konzept des Spaniers Julian Turiel, dem „Erfinder“ der Dammkulturen, und vereint jahrzehntelanges Know-how mit praktischen Erkenntnissen.

Ein zentrales Element ist der Geohobel, ein spezielles Gerät, mit dem der Boden ohne Pflug bearbeitet wird. Die so entstehenden Dämme bieten zahlreiche Vorteile:

  • Humusaufbau wird gezielt gefördert, was die Bodenfruchtbarkeit langfristig verbessert.

  • Das Zusammenspiel mit Mykorrhiza-Pilzen stärkt das Wurzelwerk und die Feinwurzelbildung der Pflanzen.

  • Wasserhaushalt: Regenwasser wird effizient im Boden gespeichert, während die Pflanzen durch die erhöhte Lage der Dämme im Trockenen stehen.

  • Durch den Kamineffekt und die unterschiedlichen Temperaturzonen entsteht eine natürliche Belüftung, was zu einem ausgewogenen Mikroklima aus „Berg“- und „Tal“-Effekten führt.

  • Maschinelle Pflege wird erleichtert, da Geräte in den festen Spuren zwischen den Dämmen präzise geführt werden können.

  • Der Boden in den Dämmen bietet optimale Bedingungen für Bodenlebewesen und ist zudem kaum erosionsanfällig.

  • Die Böden zeigen eine hohe Saugfähigkeit und behalten auch bei längerer Trockenheit die Feuchtigkeit besser bei.

Das System Dammkultur ist ein Beispiel für bodenschonenden, klimafitten und zukunftsorientierten Ackerbau.

Bodenstrukturen und Marktchancen
Severin Belle vom BBZN spannende Erkenntnisse zur Bodenstruktur in Dammkulturen. Anhand einer Bodensondierung zeigte er eindrücklich, wie sich im Damm eine stärkere Feinverwurzelung sowie ein Wechselspiel aus grossen und kleinen Poren entwickelt. Das System Dammkultur benötigt jedoch Zeit, um seine positiven Effekte voll zu entfalten.

Hans-Georg Kessler von Biofarm beleuchtete die aktuelle Marktlage von Bio-Hafer. Trotz steigender Nachfrage gibt es keine Importregelung für Bio-Hafer, ein Umstand, der den Inlandproduzenten keinen klaren Vorteil verschafft. Der Markt ist seit zwei Jahren gesättigt. Aus dem Kreis der Delegierten kam ein deutliches Signal: Es müsse etwas geschehen, insbesondere müssten Grossverteiler vermehrt Hafer aus der Schweiz abnehmen.