Wald und Wildtiere
Der Wald ist ein wichtiger Lebensraum unserer einheimischen Wildtiere. Die Qualität des Lebensraumes wird unter anderem durch die Waldbewirtschaftung geprägt. Die Wildtiere haben umgekehrt auch einen Einfluss auf den Wald. Mit der Auswahl ihrer Nahrung beeinflussen sie die Pflanzenwelt.
Werden zum Beispiel vermehrt die Knospen der Weisstanne abgefressen - im Winter bei Reh, Gams und Hirsch eine beliebte Nahrung - kann es sein, dass die Weisstanne von andern Baumarten überwachsen wird oder gar abstirbt. Ganzjährig auf dem Speisezettel stehen verschiedene Laubbaumarten wir Eiche, Ahorn oder Esche. Das Abbeissen von Knospen an jungen Bäumen durch Wildtiere nennt man Wildverbiss.
Wo der Wildverbiss es verunmöglicht, dass ausreichend junge Bäume der gewünschten Baumarten aufwachsen können, sind Förster und Jäger gefordert, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Wald- und Jagdgesetzgebung besagt, dass die Wildbestände durch die Jagd so zu regeln sind, dass junge Bäumchen aus Samen der umliegenden Mutterbäume ohne technische Schutzmassnahmen aufwachsen können. Neben der Bejagung spielen aber auch Verbesserungen im Lebensraum, die Vermeidung von Störungen sowie das Nahrungsangebot ausserhalb des Waldes eine wichtige Rolle.
Beurteilung der Waldverjüngung
Die Dienststelle Landwirtschaft und Wald ist beauftragt, den Einfluss von Reh, Gämse und Rothirsch auf die natürliche Waldverjüngung regelmässig zu erheben.
Die Resultate dienen zusammen mit den Wildbestandeserhebungen als Grundlage für die Abschussplanung, welche die kantonalen Revierförster/innen jährlich mit den Jagdrevieren erstellen. Die Auswertung der Waldverjüngung wird alle vier Jahre veröffentlicht.
Beurteilung natürliche Waldverjüngung 2021-2024
Auf knapp der Hälfte der Waldfläche, schwerpunktmässig im Mittelland, schränkt das Wild die natürliche Waldverjüngung nicht ein. In weiten Teilen der Voralpen und einzelnen Gebieten im Mittelland führt der Wildeinfluss jedoch dazu, dass sich Baumarten wie zum Beispiel Tanne, Eiche, Linde oder Bergahorn nur beschränkt verjüngen können. Insbesondere in den Regionen um den Pilatus und den Napf fallen gewisse Baumarten auf Grund des Wildverbisses aus.
Die Vielfalt an Baumarten ist insbesondere vor dem Hintergrund des sich verändernden Klimas wichtig für die Widerstandfähigkeit unserer Wälder. Somit ist auch die langfristige Sicherung der Waldleistungen vom Wildeinfluss auf die natürliche Waldverjüngung abhängig.
Mehr Details hier:
Beurteilung Waldverjüngung 2021-2024
Revierkommissionen
Manchmal ist es unerlässlich, junge Bäumchen mit technischen Massnahmen vor dem Verbiss durch Wildtiere zu schützen. Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer haben dann die Möglichkeit, bei der jeweiligen Revierkommission ein Beitragsgesuch zu stellen. Ansprechperson ist der zuständige Förster.
Wald-Wild-Konzepte
Wo die Waldverjüngung auf Grund des starken Wildverbisses grossräumig gefährdet ist, ist der Kanton verpflichtet, das Problem im Rahmen eines Wald-Wild-Konzeptes anzugehen. Wald-Wild-Konzepte beinhalten Massnahmen im Bereich Wald, Jagd, Landwirtschaft, Raumplanung sowie der Nutzung der Wälder für Erholung und Freizeit. Im Kanton Luzern sind für die Regionen Pilatus und Rigi solche Konzepte in Erarbeitung.
Wildvorrang
Zum Schutz wertvoller Lebensräume für Wildtiere werden in der Waldentwicklungsplanung Wildvorranggebiete ausgeschieden. Hier sollen weder neue Erholungsinfrastrukturen wie Vita-Parcours, Bike-Pisten oder Picknick-Plätze erstellt, noch bewilligungspflichtige Veranstaltungen durchgeführt werden.